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Brief an Hannes Kleinhenz von der Bürgerinitiative Stadtautobahn
Seit langer Zeit verfolge ich schon die Diskussionen über die Stadtautobahn als solche und
/oder die Notwendigkeit einer Geschwindigkeitsbeschränkung auf 80 km/h.
Aus der Zeitung habe ich jetzt von der Bürgerinitiative erfahren, in der Du mitwirkst.
Deshalb sende ich Dir hier zu dem Thema – falls noch nicht vorhanden – ein paar
Informationen bzw. Anregungen.
Auf Überlegungen zur baulichen Veränderung oder gar Umlegung der Autobahn will ich
hier nicht eingehen. Vorrangig geht es ja erst mal um das schnell Machbare.
Aber als Ingenieur frage ich mich immer als erstes, über was streitet man hier eigentlich?
Um es vorweg zu nehmen, bei der Diskussion um Tempo 100 km/h oder auf Tempo 80
km/h geht es letztlich um ca. 55 Sekunden und um etwa drei Schnapsgläser voll Treibstoff
pro Fahrzeug
Ich glaube, man kommt an den gesunden Menschenverstand mit folgenden, einfachen
Berechnungen:
Die Autobahn im Stadtbereich hat drei Teilstrecken und ist insgesamt ca. 6 km lang.
Von Süden nach Norden:
Teilstrecke 1: hat ca. 2.700 Meter
von Marburg Süd (Brücke an der Südspange) bis Marburg Mitte (Schuhmacherbrücke /
Erlenring).
Teilstrecke 2: hat ca. 1.700 Meter
von Marburg Mitte bis Abfahrt Zimmermannstrasse (Marburg-Bahnhofstrasse).
Teilstrecke 3: hat ca. 1.600 Meter
von Abfahrt Zimmermannstrasse bis Marburg Nord Messeplatz
Tempo 100 km/h heisst 27,8 m/sec
Tempo 80 km/h heisst 22,2 m/sec
So braucht man für
Teilstrecke 1: bei Tempo 100 km/h 97 Sekunden und bei Tempo 80km/h 122 Sekunden,
der Schnellere “spart” ca. 25 Sekunden,
Teilstrecke 2: bei Tempo 100 km/h 61 Sekunden und bei Tempo 80 km/h 77 Sekunden,
hier spart der Schnellere ca. 16 Sekunden,
Teilstrecke 3: bei Tempo 100km/h 58 Sekunden und bei Tempo 80 km/h 72 Sekunden,
hier spart der Schnellere noch mal ca. 14 Sekunden.
Wer also “Marburg intern” auf einer oder zwei Teilstrecken durch schnelleres Fahren Zeit
sparen will, hat eh’ ‘ne Meise. :-) . Ein Ampelhalt dauert manchmal länger.
Die Gesamtreise durch / an Marburg vorbei dauert also insgesamt entweder drei Minuten
und sechsunddreissig Sekunden oder ca. vier Minuten und dreissig Sekunden.
Also wegen einer knappe Minute die Weltanschauung zu strapazieren, vom freien Bürger,
der auch frei fahren soll, wirkt doch hier mit diesen Zahlen ziemlich lächerlich.
Es könnte nützen, wenn diese Zahlen und Fakten mehr in der Öffentlichkeit verbreitet
wären.
Und man könnte dann z.B. mit einem Slogan appellieren: “Fahren Sie doch bitte Tempo
80 statt 100. Eine Minute mehr sollten Sie sich und Marburg gönnen. Länger dauert es gar
nicht, und beide haben etwas davon.”
Und jetzt noch zum Thema Spritverbrauch beispielhaft:
Auf der 6 km langen Stadtautobahn verheizt ein Auto, das 10 Liter auf 100km verbraucht
0,6 Liter Sprit.
Fährt der Mensch statt 100 km/h nur 80 km/h, reduziert sich der Verbrauch um mindestens
10%, d.h. er spart 60 ccm, das sind etwas drei Schnapsgläser voll.
Klingt erst lächerlich wenig, aber multipliziert mal 20.00 Autos am Tag sind das doch stolze
1.200 Liter, die man auch noch, wenn man wollte, in kg CO2 ausdrücken kann.
Vielleicht kannst Du die Zahlen ja mal irgendwann gebrauchen.
Heinz H. Teitge Marburg
Ich wünsche der BI einen guten Start und viel Erfolg! Es wird allerhöchste Zeit, dass
endlich eine konkrete Vision für ein Marburg ohne Stadtautobahn entwickelt, und an deren
Umsetzung gearbeitet wird.
Die Stadt würde zu einem Juwel mit allerhöchster Wohn- und Lebensqualität werden,
wenn es gelingt, das meist nur noch unbewusst wahrgenommene, aber allgegenwärtige
Rauschen aus Marburg wegzubekommen und die Stadt wieder zu einem Paradies mit
grüner Lunge werden zu lassen. Wenn Vögel wieder lauter zwitschern als LKW-Reifen,
wenn das Säuseln der Lahn wieder lauter als die Motoren zu hören ist, dann wird “Marburg
an der Autobahn” wieder “Marburg an der Lahn” sein dürfen. Es ist für mich unvorstellbar,
dass eine Stadt wie Marburg es seit Jahrzehnten mehr oder weniger schweigend
hinnimmt, dass der Fernverkehr mitten durch sein Herz fließt.
Aus meiner Sicht sollten zwei Dinge parallel vorangetrieben werden:
1: Bebaubare Deckelung (Einhausung) der zentrumsnahen Teile. Hier kann neuer
Parkraum und attraktiver Baugrund zur Gegenfinanzierung geschaffen werden. Und
darüber hinaus bedarf es einen erweiterten Lärmschutz nach Wolfshäuser Vorbild
zwischen Gisselberg und Cölbe. Da es im ureigensten Interesse dieser Stadt sein sollte,
diese Immissionsquelle möglichst zeitnah zu neutralisieren, halte ich es für fatal, auf das
Regierungspräsidium zu warten. Die Initiative muss von der Stadt ausgehen und diese
muss hier auch finanziell tätig werden und sich neue Wege der Bezuschussung suchen.
2. Die Einführung einer LKW-Maut, wie es sie z.B. in Schleswig-Holstein auf der B4 bereits
gibt. Auf die Initiative vom Bundesverkehrsministerium, für alle 4-spurigen Bundesstraßen
Maut zu erheben kann man warten, aber vielleicht bis zum St. Nimmerleins-Tag. Eine
Reduzierung des Transit-LKW-Verkehrs bringt viel mehr als eine Temporeduzierung um 20
km/h. Auch hier reicht es vermutlich nicht, auf das Regierungspräsidium zu hoffen.
Lasst uns unsere Gesundheit, Lebensqualität, alte Sandstein-Bausubstanz, städtische
Optik und die Lahn zwischen Mensa und Hauptbahnhof in Marburg erhalten und fördern.
Lasst uns diesen städtebaulichen Todesstreifen zwischen West- und Ostteil der Stadt nach
Berliner Vorbild zum Vorteil der Menschen nutzen.
Sönke Preck
Herzlichen Glückwunsch zur Kandidatenbefragung gestern Abend!
Rundum gelungen, dabei hoch informativ.
Zwei Dinge möchte ich Euch heute schreiben:
1. zum einen möchte ich meine drei Punkte von gestern Abend noch einmal wiederholen:
a) Messen vs. Berechnen: Messen ist ja sicherlich nicht verboten. Dann
soll die Stadt Marburg doch bitte messen und zwar an mehreren Orten und
über einen längeren Zeitraum. Um den lärmgeplagten Menschen und ihren
Sozialen Bewegungen POLITISCHE Argumente in die Hand zu geben. Nach dem
Motto: Die Autobahn MACHT krank, wie haben den Lärm gemessen!
b) Wenn sich das RP an den 3 Dezibel festhält und eine Temporeduktion
auf 80 “nur” 2 Dezibel erreicht: ja, dann bitte eine Temporeduktion auf
70/60 oder 70/50 beantragen. Und dann gleich einen einjährigen Versuch
damit beantragen. Und dann wieder messen, natürlich.
c) Ich frage mich, wie die Menschen in den Dörfern nördlich von Marburg
die enormen Temporeduktionen erreicht haben. Ob wir da nicht etwas von
lernen können (zielte auf “zivilen Ungehorsam” ab, wurde aber nicht
verstanden…)
2. Stellt sich für Euch, für uns die Frage: Was nun?
Neben der Frage des zivilen Ungehorsams: Wie wäre es, vergleichbar den “Rote Punkt”-
Aktionen in den 70ern gegen die Preiserhöhungen im ÖPNV mit einer Aktion hier in MR,
wo wir wochenlang an einem bestimmten, vorher öffentlichkeitswirksam gemachten Tag
mit 80 bzw. 60 über die B3a fahren? Und und – und auch nicht nur dafür – Schilder hinten
unter die Heckscheibe legen, wie Uli Wagner sie gestern (fand ich sehr stark, die Aktion!)
an die Kandidaten (eingeschlossen die Clowns) gab.
Voraussetzung hierfür wäre natürlich, dass wir mit, sagen wir: 30 Autos aufwärts die täten.
Was tödlich wäre, aber das muss ich Euch nicht schreiben: sich auf die neuen zahlen aus
dem RP zu verlassen. Abgesehen davon, dass die Temporeduzierung ja nur ein ERSTER
Schritt ist zur Rückgewinnung der Stadt für die Menschen.
Ich grüße solidarisch!
Johannes M. Becker
Heute lese ich in der OP vom (Kommunalwahl)Programmparteitag der SPD.
Und das Thema Verkehr ist total marginalisiert!
Die haben noch nicht ´s begriffen, scheint mir.
Was tun?
Ich grüße solidarisch
Johannes M. Becker
Kommentare
Leserbrief zu Angela Dorn aus Marburg zu deren Äußerungen in der OP vom 17.10.2018
-die sie immer wieder auch anderswo und zu früheren Zeiten- zu den gewaltigen
Gesundheitsgefahren für „ihre“ Marburger Bevölkerung durch die Stadtautobahn Marburg B3a
infolge Lärm, Tempo und gestiegenem Verkehrsaufkommen gemacht hat; dabei sehr zu Recht
immer wieder auch fehlende Temporeduzierungen, fehlende Hinweisschilder mit der Bitte um
Verständnis der betroffenen Bevölkerung angemahnt hat. Und deshalb auch sie persönlich wegen
ihrer erfolgreichen Arbeit in der schwarz-grünen Regierung in Marburg die Grünen vom „grünen
Rückenwind“ getragen sieht ! ? Klingt einfach großartig. Und die Inhalte ihrer „grünen Werte“ kann
wohl jeder halbwegs vernünftige Mensch unterschreiben, das klingt alles nach ganz wunderbarer
Rettung des Planeten und „Hessen als Öko-Modell-Region“ für den Rest derf Welt als Vorbild, also
das hat was:Respekt!
A B E R fehlt bei alledem nicht etwas ?
Tja da gibt es diese schönen früheren Stellungnahmen von A.Dorn:
1. A.Dorn als Marburgerin im Stadtparlament: „da ist leider Wiesbaden zuständig und Hessen Mobil
warnt (immer wieder gleich falsch) „Tempolimit und Hinweisschilder“ seien unzulässig, schon wegen
drohender Klagen von Autofahrern vor Gericht“, dann
2. A.Dorn in Wiesbaden: „da ist leider der Bund zuständig“ und (unverändert falsch) „Hessen
Mobil warnt Tempolimit und Hinweisschilder seien unzulässig, schon wegen drohender Klagen von
Autofahrern vor Gericht“. Na und da fragt man sich als langjähriger Verkehrsjurist und -richter wieso
A.Dorn nicht einmal bei Hessen Mobil nachfragt, wo denn jemals in der Republik eine solche Klage
erfolgreich erhoben worden ist. Man fragt sich: A. Dorn vielleicht nur vergesslich? Oder einfach als
Nichtjuristin unerfahren und unsicher? Bei Leibe nicht ! Im Gegenteil: A. Dorn ist ein sehr kluge
Politikerin und macht das, was alle derzeit machen: M/an-Frau lässt einfach alles unangenehme
Schädliche weg und wurstelt weiter wie bisher, sprich: A.Dorn als hessische schwarz-grüne
Allzweckwaffe gegen Verluste, sozusagen die „grüne Merkel“ oder noch besser „die hessische
CSU“ ...na das hat doch was ! Odder?
Hannes Kleinhenz, Richter a.D. am AG Marburg (seit 2006) Marburg, den 23. Oktober 2018.