Absolute Mehrheit für Tempolimit 80/60
Befragung der Marburger Landtagskandidaten zur Zukunft der Stadtautobahn
Sechs Marburger Landtagskandidaten stellten sich am Samstagnachmittag den Fragen der Bürgerinitiative Stadtautobahn zur Zukunft
der B3a im Stadtgebiet Marburg. Das Ergebnis: Mit Ausnahme der CDU-Kandidatin Rosemarie Lecher befürworten alle die Umsetzung
einer sofortigen Geschwindigkeitsbegrenzung auf 80 km/h für PKW und 60 km/h für LKW. Auch der Einsatz von Flüsterasphalt findet
breite Zustimmung, ebenso wie langfristig die Untertunnelung oder Einhausung.
Drei Fragenblöcke hatte die Bürgerinitiative den Kandidatinnen und Kandidaten vorgelegt. Ein sofortiges Tempolimit auf 80 / 60 wurde
von Angela Dorn (Bündnis 90/Die Grünen), Jan Schalauske (Die Linke), Dr. Michael Weber (Piraten) und Thomas Spies (SPD) begrüßt.
Christoph Ditschler von der FDP befürwortete ebenfalls eine Geschwindigkeitsreduktion, allerdings zunächst nur für ein Jahr zur Probe.
Damit weicht er von der Position seiner Partei ab, die in der Vergangenheit eine Geschwindigkeitsbegrenzung immer ausgeschlossen
hatte. Lediglich Rosemarie Lecher von der CDU lehnte eine Geschwindigkeitsbegrenzung ab: Nach ihrer Auffassung würde eine
Tempobeschränkung für LKW auf 60 km/h die Geräuschemissionen erhöhen.
Auch in Bezug auf die mittelfristige Planung gab es große Übereinstimmung. Notwendig sei die Aufbringung von Flüsterasphalt im
ganzen Stadtgebiet und – wo möglich – von Lärmschutzwänden. Offen blieb bei diesem Diskussionspunkt die Frage, warum bei den
gegenwärtigen Baumaßnahmen auf der B3a zwischen Kurt-Schumacher Brücke und Hauptbahnhof kein echter Flüsterasphalt
aufgebracht wird, sondern nur weniger effektiver lärmreduzierender Asphalt.
Als langfristiges Ziel fand auch der von verschiedenen Seiten wiederholt vorgetragene Vorschlag einer Untertunnelung oder Einhausung
der Stadtautobahn im Stadtgebiet eine breite Unterstützung. Gerhard Haberle von der Lokalen Agenda 21 wies wegen der zu erwartenden
hohen Kosten darauf hin, dass auch bei einem solch langfristigen Projekt bereits jetzt erste Schritte unternommen werden müssen, wie
mit der Umsetzung von Machbarkeitsstudien und Anträgen zur Aufnahme in entsprechende Fördertöpfe.
Zuhörerinnen und Zuhörer der Veranstaltung äußerten sich zum Teil unzufrieden mit den Ausführungen der Politiker. Insbesondere den
Regierungsparteien wurde vorgeworfen, warum nicht bereits mehr geschehen sei, um die negativen Auswirkungen der B3a auf die Stadt
zu vermindern. Dr. Ulrich Wagner, einer der Vertreter der Bürgerinitiative, nahm dies zum Anlass deutlich zu machen, dass die
Bürgerinitiative gerade jetzt die Kandidatenbefragung durchgeführt habe, damit Wählerinnen und Wähler auch die Positionen der
Parteien zur B3a ihrer Wahlentscheidung zugrunde legen könnten.
Presseerklärung der Bürgerinitiative Stadtautobahn zur Podiumsdiskussion im August 2013
Thema der Woche | 25. April 2013
Lärm lass nach
Bürgerinitiative Stadtautobahn B3a Marburg zur Kontroverse Stadtautobahn
Express: Zu Beginn der 1970er Jahre wurde die B3a als "Bauwerk von hohem Rang" gefeiert,
heutzutage würde sie keine Genehmigung bekommen. War der Bau eine grundsätzliche Fehlentscheidung?
Ja, allerorten werden Ortsumgehungen für durch Fernverkehr betroffene Ortschaften gefordert und nach Möglichkeit
auch gebaut. Die kurzsichtigen Planungen der Vergangenheit verursachen heute immense Kosten. Gutachter sprachen sich schon damals
für eine Untertunnelung aus. Die tatsächlichen Baukosten für die Hochstraße waren letztendlich höher als die veranschlagten Kosten
eines Tunnels. Die Idee einer innerstädtischen Verteilerschiene auf Bundeskosten hat einen entscheidenden Schönheitsfehler:
es fehlt das Tempolimit einer Ortsdurchfahrt.
Express: Gibt es überhaupt eine umweltfreundliche Alternative zur Stadtautobahn?
Die Stadtautobahn hat viel Durchgangsverkehr nach Marburg gebracht und somit das Verkehrsaufkommen erhöht.
Da sie nun einmal da ist, erscheint es sinnvoll, die vorhandene Strecke weiterhin nutzbar zu halten, aber eben in einer Form,
die einem das Leben in Marburg nicht zur Hölle macht.
Daher ist ein weiterer Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln und umweltfreundlicher Mobilität sowohl innerstädtisch als auch zum
Umland unverzichtbar. Eine Versorgungs- und Beschäftigungsstruktur der kurzen Wege ist immer dezentral.
Das gilt natürlich auch für bundesweite Belange.
Express: Gibt es vergleichbare städtebauliche Situationen? Wie wird anderswo mit der Problematik umgegangen?
Es gibt zahlreiche Städte, in denen Fernverbindungen mitten durch Wohngebiete gebaut wurden.
Hochstraßen existieren noch einige, bei manchen ist der Abbau in Vorbereitung oder bereits vollendet. Details dazu wurden in
Veranstaltungen der Bürgerinitiative Stadtautobahn vorgestellt.
Mit einem Stadtentwicklungsplan, in dem ein Tunnel zur Schaffung von neuem innerstädtischem Raum als zentrales städtebauliches
Element steht, wäre es möglich, Fördergelder von Land, Bund und EU zu erhalten. Saarbrücken zeigt mit dem Projekt "Stadtmitte am
Fluss", dass so etwas möglich ist. Angesichts des Wohnraummangels in Marburg ist jetzt die Zeit reif, solch ein Projekt anzugehen.
Marburg kann es sich nicht weiter leisten, den besten Teil seiner Fläche zu vergeuden.
Express: Welche kurz- und mittelfristigen Konzepte zur Minderung der derzeitigen Lärmbelästigung sind denkbar?
Und wie sind die Verantwortlichkeiten geregelt?
Lärmschutz an der Quelle, wie Temporeduktion und echter Flüsterasphalt, hilft dem gesamten Stadtgebiet und ist daher auch
kostenseitig die erste Wahl. Ein Beschluss der Stadtverordnetenversammlung zur Begrenzung auf 80/60 km/h für PKW/LKW besteht seit
1998, jedoch wurde in der Folge der Stadt die Zuständigkeit für die B3 entzogen. Nach dem RP in Gießen liegt diese nun alleine in
Wiesbaden. Lärmschutzwände bedürfen in Bezug auf das Reflexionsverhalten und das Stadtbild genauer Untersuchung.
Express: Marburg und die Philipps-Universität wollen auf die Welterbeliste der UNESCO.
Hat die BI auch eine Vision fürs Jahr 2025?
Ja – die Bürgerinitiative möchte eine Vision als Handlungsdirektive für Marburg entwickeln:
als Modell lebensfreundlicher, ökologischer und nachhaltiger städtischer Lebens- und Verkehrsformen. Dazu gehört vor allem,
dass der städtische Raum für alle Bürgerinnen und Bürger als ein Ort mit guter Lebens-, Aufenthalts-, aber auch Mobilitätsqualität,
insbesondere für ältere Menschen, für Kinder und für Behinderte zurückgewonnen wird. Erst mit dieser kulturellen Leistung hätte Marburg
einen Platz auf der Welterbeliste verdient – schön sein alleine reicht nicht!
So hätten wir nichts dagegen, wenn im Jahr 2025 die B3a von Gisselberg bis Cölbe unter der Erde verläuft
und über ihr neues, hochwertiges Bauland entstanden ist, das in Form attraktiver Wohngebiete genutzt wird.
Auch die Lahnauen werden dann endlich das sein, was sie sein könnten.
Das gesamte Interview finden Sie im Marburger Magazin Express - http://www.marbuch-verlag.de/archiv.asp?jahr=2013&woche=17&type=100
An den
Hessischen Minister
für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung
Kaiser-Friedrich-Ring 75
65185 Wiesbaden
Sehr geehrter Herr Minister, 22.07.2014
in den 60ger Jahren wurde die durch Marburg führende Bundesstraße B3a dem Zeitgeist entsprechend im Innenstadtbereich
autobahnähnlich ausgebaut. Die „Stadtautobahn“ ist nach Süden hin an das Autobahnnetz in Gießen angebunden, endet aber nach
Durchquerung der Stadt an ihrem nördlichen Stadtrand in normal ausgebaute Bundes- und Landstraßen.
Die Folgen des autobahnähnlichen Charakters der B3a im Stadtgebiet Marburg sind, neben der Zerstörung der Lahnauen als
Naherholungsgebiet und der Trennung innerstädtischer Verbindungswege, massive Schadstoffemission und – wegen der spezifischen
Tallage – Lärmemissionen in weiten Bereichen des Stadtgebiets. Die Bürgerinitiative B3a Stadtautobahn bemüht sich seit Jahren,
diesen negativen Auswirkungen entgegenzuwirken. Die Errichtung von Schallschutzwänden ist nur eingeschränkt erfolgversprechend,
die „Stadtautobahn“ führt im Stadtbereich durch das enge Lahntal, so dass Lärmschutzwände die Reflexionen auf die anliegenden
Hügel verstärken könnten. Der Magistrat hat im Zuge der Bewerbung um die Bundesgartenschau eine Tunnelverlegung der
Stadtautobahn vorgeschlagen, die potentielle Umsetzung einer solchen Maßnahme wird allerdings noch viele Jahre ins Land gehen
lassen.
Die Bürgerinitiative B3a Stadtautobahn bittet seit Jahren darum, ungeachtet der oben beschriebenen langfristigen Planungen und der
Hoffnung auf Flüsterasphalt bei zukünftigen turnusgemäßen Straßenbelagsarbeiten, in einem ersten Schritt die Geschwindigkeit auf
der B3a im Stadtbereich für PKW von jetzt 100 km/h auf 80 km/h und für LKW von jetzt 80 km/h auf 60 km/h zu reduzieren. Es handelt
sich dabei um eine Maßnahme, die praktisch kostenneutral umzusetzen wäre (und übrigens bei einer Tunnelführung sowieso
notwendig wäre). Die Durchfahrtzeiten durch den Bereich der Marburger Innenstadt würden sich um ca. 2 Minuten verlängern, eine
sicherlich auch für AutofahrerInnen annehmbare Einschränkung. Der Magistrat der Stadt Marburg und die
Stadtverordnetenversammlung haben sich ebenfalls für eine solche Maßnahme ausgesprochen.
Die Umsetzung einer wie oben vorgeschlagenen Geschwindigkeitsbegrenzung scheiterte bislang am Widerstand des
Regierungspräsidenten und von Hessen Mobil. Beide ziehen sich auf Berechnungen des Verkehrsaufkommens und theoretische
Kalkulationen der Lärmemissionen zurück, deren Gültigkeit für die spezifische Topographie in Marburg von vielen Expertinnen und
Experten allerdings angezweifelt wird. Von juristischer Seite wird außerdem immer wieder darauf hingewiesen, dass die gesetzlichen
Rahmenbedingungen durchaus Spielraum lassen, auch bei geringen theoretisch berechneten Lärmreduktionen durch
Geschwindigkeitsbegrenzungen diese umzusetzen.
Sehr geehrter Herr Minister, auch veranlasst durch die stets unterstützende Haltung der Marburger Landtagsabgeordneten und
Fraktionsvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen, Frau Angela Dorn, bitten wir Sie nun, die beschriebene Angelegenheit zu prüfen
und die kurzfristige Umsetzung einer Geschwindigkeitsreduktion durch die nachgeordneten Behörden zu veranlassen. Die stark
betroffenen Marburger Bürgerinnen und Bürger würden das als eine große Erleichterung empfinden.
Tempolimit 80/60: Schreiben an den hessischen Verkehrsminister
Die Bürgerinitiative Stadtautobahn hat den zuständigen hessischen Minister für Wirtschaft und Verkehr, Herrn Tarek Al-Wazir, in einem
Schreiben ermuntert, die hinlänglich bekannte Lärmbelastung der Marburger Bürger durch die B3 schnell und signifikant zu verringern.
Entsprechende Zusagen aus der Zeit vor der Landtagswahl sollen endlich in die Tat umgesetzt werden.
Die BI Stadtautobahn fordert aus diesem Grunde die sofortige Einführung einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 80km/h für PKW
und 60 km/h für LKW auf der Stadtautobahn von Wehrda bis Cappel endlich umzusetzen- entsprechend dem bereits 1998 gefassten
Beschluss der Marburger Stadtverordnetenversammlung.
Lärmschutz an der Quelle, wie Temporeduktion in Kombination mit Flüsterasphalt, hilft dem gesamten Stadtgebiet und ist daher auch
kostenseitig eine erste Wahl.
Die BI erinnert daran, dass gegen die aktuell existierenden Lärm- und Emissionsprobleme durch die B 3a in Marburg kurzfristige
Lösungen umgesetzt werden müssen, so sehr auch die aktuellen Bemühungen für eine zukünftige städtebauliche Optimierung - etwa
für die Bundesgartenschau 2029 und natürlich und vor allem für die Menschen in dieser Stadt - zu begrüßen sind.
BürgerForum Marburg
Beteiligungsverfahren zur BUGA 2029
“Flächennutzung”
“BUGA 2029 – Was kommt danach?
Nachhaltigkeit und Nachnutzung: B3a Einhausung - Neue Flächen entstehen: Parks – Wohnquartier an der Lahn
Thema Stadt am Fluss
Es geht darum, der Stadt etwas zurückzugeben: Flussaue, urbane Gärten
Stadt wächst wieder zusammen. Trennung durch B3a wird aufgehoben.
Lärmschutz. Klimaschutz. Klimaneutralität”
https://marburg.buergerforum2014.de/buergerprogramm
Stadtverordnetenversammlung Marburg - Vorlage VO/2403/2013
28.06.2013
Die Stadtverordnetenversammlung fasst einstimmig folgenden Beschluss:
Der Magistrat wird aufgefordert, zu prüfen, ob und wie eine „Untertunnelung der B3a im Marburger
Stadtgebiet“ durchgeführt werden kann
1.Der Magistrat wird gebeten, konkret die Prüfung der Realisierbarkeit einer Untertunnelung der B3a im
Stadtgebiet Marburg in Angriff zu nehmen. Die Prüfung soll dabei möglichst die Strecke zwischen den
Abschnitten Marburg-Süd bis Marburg-Nord umfassen, zumindest aber Teilbereiche hiervon.
2.Im Rahmen der Prüfung sollen weiterhin die Interdependenzen / Auswirkungen zwischen einer
Untertunnelung der B3a und der gegenwärtigen Umstrukturierungsplanung des innerstädtischen Verkehrs
sowie einem wünschenswerten potentiellen Landgewinn für stadtplanerische Kreativität aufgezeigt werden.
Mögliche Auswirkungen auf eine Verbesserung von bspw. Lebens- und Luftqualität sollten im Ergebnis
erläutert werden.